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Interview in mein-vollbart.de Teil 1

PomadeShop.com – Pomade Teil 1

Der Mann lebt nicht vom Bart allein. Natürlich ist auch eine Glatze eine tolle Option, die meisten von uns tragen aber, neben dem gepflegten Bart auch Haare auf dem Kopf. Und genau diese Haare möchte ich heute gerne einmal thematisieren. Es geht um Pomade und ich schätze mal, Ihr werdet genauso überrascht sein, wie ich!

 

mein-vollbart.de: Jetzt habe ich mich wirklich schon auf Interview eingestellt, für das ich wenig tun muss. Als Pomade-Anfänger wären mir natürlich reichlich dumme Fragen eingefallen. Das Problem ist nur, dass Du auf PomadeShop.com bereits die meisten meiner Fragen ausführlich beantwortet hast. Da gibt es unter dem Punkt Wissen umfangreiche Informationen und Tipps zu allen Pomade-Themen. Man hat fast den Eindruck, der Verkauf der Produkte ist etwas zweitrangig. In erster Linie stößt man einmal auf Informationen. Hast Du für Dich so etwas, wie einen Bildungsauftrag definiert, um Wissen über Pomaden und ihre Vorzüge zu verbreiten?

Stan: Haha, ja stimmt, das könnte man wirklich meinen. Aber im Ernst. Ich war und bin derart begeistert von den Produkten der 1920-50er Jahre, dass ich für Pomade, Hair Tonics, Frisiercremes und die Düfte der damaligen Zeit einfach die Fahne hochhalten wollte. Als ich nämlich mit PomadeShop 2008 an den Start ging, war allein schon der Name “Pomade” derart unbekannt, dass ich hier zuerst sehr viel Aufklärungsarbeit betreiben musste. Ich hatte mir aus der Not heraus selbst ja derart viel Wissen über Pomaden angeeignet, dass ich auch viel zu erzählen hatte. Als ich dann an einem Abend im Herbst 2007 bei meinem alten Schulfreund Holger Wilken zu Besuch war, ihm aus meinem Urlaub in Italien eine Dose Brylcreem mitbrachte und von den Vorzügen, der Anwendung und der faszinierenden Geschichte dieser britischen Frisiercreme vorschwärmte, meinte er “Stan, Du musst einen Shop für Pomaden aufmachen!” Er nahm sich soviel Zeit mich zu motivieren, dass ich mich tatsächlich noch an dem Abend an die Arbeit machte. Sechs Monate später ging ich mit PomadeShop und sehr viel Wissen online. Zu dem PomadeShop in der Münchner Innenstadt, den ich im Sommer 2015 eröffnete, brachte mich wiederum meine Verlobte Monika, die an mich und meine Vision eines nostalgischen Ladens geglaubt hatte und mich in Fahrt brachte.

mein-vollbart.de: Du bezeichnest Pomade als das „Gel“ unserer Eltern und Großeltern. Seit den 1950ern ist die Verbreitung aber stark zurückgegangen und Du beschreibst ja auch, wie Du in den 1980ern erfolglos versucht hast, Pomade aufzutreiben und erst in Australien fündig wurdest. Was hat die Pomade verdrängt und warum hat es so lange gedauert, bis sie wiederentdeckt wurde?

Stan: Verdrängt wurde Pomade von der sich wandelnden Haarmode. Noch bis in Ende der 1950er sollten – wie die chromverzierten Autos auch – die Frisuren bei Damen und Herren nicht nur in Form sitzen, sondern auch elegant glänzen. Das änderte sich ab Mitte der 1950er Jahre bei den Damen mit der Einführung des Haarsprays welches den Haaren mehr und mehr einen trocken-voluminösen Look verlieh. Ab Anfang der 1960er begann der Wandel auch bei den Männern. Zwar griffen die Herren damals zunächst noch zu Frisiercremes oder Hair Tonics, welche der Frisur einen lockereren Halt gaben als Pomade, doch bald wurden auch sie von neuen, der Mode angepassten, Haarstylingprodukten verdrängt. Nicht nur Haarsprays für den Mann tauchten auf, sondern auch alkoholhaltige, fettfreie Haarwässer und erstmals Haargel, damals noch als “kristallklare Frisiercreme” bezeichnet. Mit offensiven Sprüchen drängten sie Pomade aus den Badezimmern, aus den Haaren und aus den Köpfen. So hieß es in Werbeanzeigen von damals “Schluß mit der Fettfrisur” (Dobar, 1967), “Ohne Fett, aber mit Alkohol.” (Wellaform dry, 1968), “Nicht schmieren – frisieren! Nie wieder Pomade” (Dralle’s Frisiertonic, 1969), oder “Der Pomadenheini ist tot – Dry Look ist da” (Gillette Haarspray, 1974)
Pomade war nun definitiv out. Glänzende Haare und selbst Frisuren der 1950er wurden für Jahrzehnte zum negativen Symbol einer verstaubten Generation. Die neue Mode feierte sich mit langen und möglichst trockenen Haaren.
Doch bereits Ende der 1970er Jahre wurde mit dem Musicalfilm “Grease” an die glanzvollen Frisuren der 1950er erinnert und mit dem Titel “Grease” (auf deutsch: Pomade) Pomade ein Ehrenmal gesetzt. Mitte der 1980er Jahre wurde mit dem Levi’s Werbespot “Laundrette” von 1985, welcher in den 1950er Jahren spielen soll, glänzendes Haar als “Wet-Look” wieder salonfähig. Aber Pomade war da bereits längst aus den Regalen und aus den Erinnerungen verschwunden. Die Frisur wurde nun mit Haargel und Schaumfestiger gestylt, mit Haarspray fixiert und mit Haarlack zum schimmern gebracht.
Anfang der 1990er Jahre fing die Herrschaft der Gele und Haarsprays langsam an zu bröckeln. Einige Männer rasierten sich die Haare komplett ab, andere ließen sie schulterlang und locker wachsen. Was blieb war die Sehnsucht nach einem sicheren, formbarem und gleichzeitig sanftem Haar. Haarwachse und Haarcremes tauchten auf und brachten den Männern eine erste Bekanntschaft mit dem einstigen Haargefühl der 1950er.
So bin auch ich über Haarwachs und Haarcreme Anfang der 1990er an Pomade gekommen. Pomade hatte nämlich still und heimlich überlebt. Und zwar als das Haarstylingprodukt von Schwarzafrikanern und Rockabillies. Für Schwarzafrikaner ist seit den 1920er Jahren Pomade das einzige Produkt, mit welchem sie ihre Haare legen und in eine feste Form bringen können. Für Rockabillies ist Pomade seit den 1950er Jahren zusammen mit der Musik eine Lebenseinstellung.
Doch der breiten Bevölkerung war Pomade etwas völlig unbekanntes. Und selbst wenn sie das Produkt in einem Afroshop oder Rockabillyshop gefunden hätten, wüßten die meisten nichts damit anzufangen – im Afroshop selbst wurden die meisten Pomade als “Haarwachs” bezeichnet – geschweige denn wie es anzuwenden oder auszuwaschen ist.

Als ich deshalb im Sommer 2008 mit PomadeShop an den Start ging, hatte ich sehr viel an Aufklärungsarbeit vor mir und ich ging dies mit vollem Elan an. Obwohl Pomade damals so gut wie niemand kannte. Und das weltweit. Ich recherchierte die Geschichten der Produkte in alten Friseurbüchern, Werbeanzeigen, Zeitungsartikeln, Kosmetiklexikas und Foren. Ich rief selbst beim ehemaligen Mitglied der Doowop-Band “Del Vikings” und späterem Sänger im Nachriegsdeutschland – Gus Backus – und dem damaligen glanzvollen UFA-Star Johannes Heesters an, um nach deren Geheimnis von glänzenden Frisuren in den 1940er und 1950ern und nach Pomaden zu fragen.
Die Mühe hatte sich gelohnt. Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit konnte ich Pomade wieder bekannt machen. Ich erarbeitete die Definition von Pomade, legte die verschiedenen Härtegrade fest, definierte die Unterschiede, Vor- und Nachteile gegenüber modernen Haarstylingprodukten und konnte mit meiner Begeisterung tausende von Männern für Pomade entfachen. Ich denke, ich habe es geschafft Pomade wieder den Stellenwert zu geben den sie zurecht verdient.

mein-vollbart.de: Du beschreibst, dass es Pomaden in drei Kategorien gibt. Fangen wir einmal mit der weichen Pomade an. Sie ist mit Ölen angereichert, soll sparsam angewendet werden und kann für glatte glänzende Frisuren verwendet werden. Ein Hinweis auf Eurer Seite ist interessant. Da steht, dass man sie auch für ein glänzendes Finish verwenden kann. Das heißt also, dass man mehrere Pomaden nebeneinander, oder eigentlich übereinander anwenden kann?

Stan: Ganz genau. Eine klassische Pomade, so wie sie in den 1920-50er Jahren verwendet wurde, besteht lediglich aus reiner Vaseline und Parfum. Für den damals obligatorischen Glanz wurde dann die Pomade darüber hinaus mit Öl angereichert, wodurch die Konsistenz der Pomade weicher wurde. Kokosnussöl oder Olivenöl sind die besten. Denn sie versorgen das Haar wunderbar von Innen mit Nährstoffen, während Vaseline die Haare von Außen gegen Austrocknung und Feuchtigkeitsverlust schützt. Es gibt aber auch Pomaden mit Rizinusöl, Mandel- oder Sonnenblumenöl. Selbst Mineralöl bietet dem Haar eine hervorragende Pflege und Glanz.
Eine weiche Pomade kann man nun zum Legen und zum Styling der Haare verwenden, wie zum Beispiel für den sogenannten “Slickback”, also nach hinten gelegtem, glänzendem Haar. Dieser Look wurde erstmals vom Stummfilmstar Rudolpho Valentino eingeführt und ist heute typisch für die Herrenfrisuren der 1920er und 1930er Jahre.
Man kann die weiche Pomade aber auch als das von dir erwähnte “Finish” verwenden. Also nach dem man seine Haare mit einer festeren Pomade in Form gebracht hat, werden die Seitenpartien zusätzlich mit etwas weicher Pomade glatt gestrichen und so zum glänzen gebracht. Gleichzeitig werden so die Haare wunderbar gepflegt.

mein-vollbart.de: Die Mittelfeste Pomade hält einen halben Tag stark, danach wird das Haar lockerer. Wird die Pomade dann von der Kopfhaut und dem Haar aufgenommen, oder wohin verschwindet der Halt?

Stan: Die Pomade wird allgemein tatsächlich dankbar vom Haar aufgenommen, aber auch die Kopfhaut wird auf diese Weise ganz nebenbei mit Pomade wunderbar gepflegt und so unter anderem Schuppen und Trockenheit vorgebeugt. Die Frisur wird auch durchs Nachkämmen lockerer, behält aber weiterhin ihre Form. Das Nachkämmen ist übrigens ein weiterer Vorteil von Pomade, welchen man bei Haargel oder Haarspray nicht findet.

mein-vollbart.de: Feste Pomaden sorgen dann für Betonfrisuren. Die Pomade wird ja durch die Handwärme weicher und kann dann in die Frisur eingearbeitet werden. Muss man da nicht verdammt schnell sein mit der Verarbeitung und dem Frisieren? Kann es da nicht passieren, dass die Haare in einer eher ungünstigen Form aushärten und man dann einen ungewollten überfahrenen Betonigel auf dem Kopf hat?

Stan: Nein, ein aushärten wie wir es von Haargel oder Haarspray kennen findet bei einer Pomade nicht statt. Ganz im Gegenteil: eine weiche oder mittelfeste Pomade ermöglicht sogar eine bessere Kämmbarkeit, da sie die Haare gepflegt und flexibel hält. Die festen und sehr festen Pomaden sind natürlich bereits in der Dose sehr fest. Einige kriegt man mit dem Finger überhaupt nicht raus und muss die Pomade erst weich föhnen oder legt sie im Winter auf die Heizung. In den Haaren wird die Pomade zwar fester und dichter, lässt sich aber notfalls mit Wärme wieder formen und kämmen.

mein-vollbart.de: Die Pomade hat ja, gegenüber vielen anderen Haarpflegemitteln keine schädlichen Inhaltsstoffe. Der Hauptbestandteil Vaseline pflegt das Haar und die Kopfhaut und die Pomade gibt Halt ohne auszutrocknen. Ich habe ein paarmal gelesen, dass es recht schwierig ist, die Pomade auszuwaschen und Ihr listet auch einige Tricks dazu auf. Allerdings ist die Grundaussage, dass man die Pomade auch im Haar lassen kann und sie nicht jeden Tag ausspülen muss. Jetzt stellt sich mir, als verheirateten Mann, natürlich die Frage nach der Bettwäsche. In der Nacht wird es zwischen Kissen und Kopf ja relativ warm. Überträgt sich da nicht reichlich Pomade auf den Kissenbezug und ist es für meine Frau dann nicht auch recht schwierig sie da wieder auszuwaschen? Muss man als Pomade-Freak mit Schihaube schlafen, gibt es vielleicht spezielle Pomade-abweisende Bettwäsche, oder ist das nicht so schlimm, wie ich annehme?

Stan: Das sind die Fragen die sich nur verheiratete Männer stellen können. Scherz bei Seite. Es kommt hier auf die Menge Pomade im Haar an. Für ein leichtes Styling kann bereits eine Fingerspitze an Pomade genügen und das hat keine Auswirkung auf die Bettwäsche, da die Haare alles dankbar selbst aufnehmen. Für eine feste Tolle kann es schon mehr sein. Pomade Heavy-user nehmen da gern auch mal eine halbe Dose Pomade, und halten sich mit dem Auswaschen nicht lange auf, da am nächsten morgen ohnehin nachpomadiert wird. Wenn da was an Pomade auf dem Kissen bleibt, gehört das nun mal dazu. Aus. Und was unsere Liebsten angeht: eine gute Partnerin wird für ihren gepflegten Mann mit adretter Pomadefrisur sicher Verständnis haben und dann eben ein Kissen zum Pomadekissen krönen.

mein-vollbart.de: Temperatur ist ja offensichtlich ein großes Thema im Umgang mit Pomaden. Ich habe gelesen, dass die weiche Pomade bei großer Hitze nicht mehr richtig hält. Muss ich also für jede Jahreszeit unterschiedliche Pomaden im Haus haben?

Stan: Tatsächlich sind weiche Pomade nichts für heiße Tage, da sie durch die enthaltenen Öle zu weich sind und die Frisur nicht lange stabil in Form halten, ohne aber aus den Haaren zu laufen. Für den Hochsommer sind feste oder sehr feste Pomaden ideal. Durch die enthaltenen Wachse halten sie die Frisur bestens in Form und werden nicht zu weich. Dafür sind sie im Winter wieder fast schon zu fest und schwer aus der Dose zu entnehmen. Hier schlägt wiederum die Stunde unserer weichen Pomaden. Wenn es kalt wird, bieten sie die besten Haarpflege und Schutz gegen Kälte und trockene Heizungsluft.
Das interessante ist aber: du wirst nicht für jede Jahreszeit unterschiedliche Pomaden im Haus haben “müssen” – du wirst es “wollen”. Ja, sogar lieben. Denn das schönste an Pomaden ist es sie auszuprobieren, an ihnen zu schnuppern, die Dosen zu erkunden und das Tragegefühl in den Haaren zu erleben.

mein-vollbart.de: Bei Euch bekommt man ja, neben einem unglaublichen Pomadensortiment, auch Hair Tonics. Die edlen, meist öligen Haarwässer werden einmassiert, pflegen die Kopfhaut und geben dem Haar ein wenig Halt. Ihr beschreibt auch, dass man es als Basis für Pomaden verwenden kann. Wie läuft da die Anwendung ab und was bringt es, wenn man zusätzlich zur Pomade auch ein Hair-Tonic einsetzt?

Stan: Hair Tonics waren neben Pomaden im Alltag der 1920-50er Jahre nicht wegzudenken. Sie standen in jedem Badezimmer, in jedem Barbershop, erfrischten die Haare und ließen den Mann wunderbar gepflegt duften. Statt Wasser wurden die Haare mit einem Hair Tonic befeuchtet. Das Hair Tonic wurde anschließend eine Minute lang sanft mit den Fingern in die Kopfhaut einmassiert. Das belebte die Kopfhaut, stimulierte das Haarwachstum und festigte die Haare. Vor einer Pomade angewendet, lässt sich diese dann besser verteilen und das Haar sieht frischer aus.
Hair Tonics gab es mit Öl und ohne Öl. Hair Tonics ohne Öl – wie das Jeris Hair Tonic von 1923 – enthielten in Alkohol aufgelöste Auszüge von Salbei, Minze oder Birkensäften. Eine Massage mit einem solchen Hair Tonic war die wichtigste Kopfhygiene des Mannes und diente gleichzeitig als Shampooersatz. Denn Shampoo war bis Ende der 1940er Jahre eher ein Frauenprodukt.
Hair Tonics mit Öl wiederum – wie das berühmte Lucky Tiger Hair Tonic von 1935 – beugen Schuppen vor, helfen wirres Haar zu legen und ihm einen schönen Glanz zu verleihen ohne fettig oder ölig auszusehen. Die Düfte dieser seit den 1920ern oder 1930ern hergestellten Hair Tonics sind einmalig.
Heute hat die Anwendung von Hair Tonics in den Barbershops wieder Einzug gefunden und die schön verzierten Flaschen buhlen wieder wie damals um die Aufmerksamkeit der Kundschaft.

 

Quelle:

http://www.mein-vollbart.de/

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